Die Herkunft einer Redewendung erfinden

Einen Zahn zulegen

Vor ein paar 100 Jahren, also etwa im Mittelalter, war es ziemlich üblich, so viel wie möglich vom Mahl zu essen, welches auf dem Tisch stand, egal wie satt man schon war. Deshalb entstand mit der Zeit die Idee, sich eine zweite Zahnrreihe einzukleben.

Es begann alles mit der Geburt von Gundula Schuhmacher, sie war die Tochter von Friedrich und Gunde. Friedrich und Gunde waren beide Schuhmacher. Eigentlich verdiente man im Mittelalter mit dem Herstellen von Schuhen nicht viel, aber da sie es so gut konnten, bekamen sie immer mehr Geld von ihren Kunde, als sie eigentlich bekommen sollten. Friedrich und Gunde hatten fünf Kinder. Damals hätte man sagen können zum guten Glück nur Söhne, doch als sie ihr sechstes Kind bekamen, die kleine Gundula, war es nicht ganz so einfach, allen gerecht zu werden. Vor allem die kleine Gundula kam oft etwas zu kurz. Immer wenn es Essen gab, stopften sich ihre Brüder alles in den Mund, was nur ging, ganz nach dem Motto: “ Der Schnellere ist der Glücklichere.“ Gundula dagegen bekam nicht so viel von dem Essen und dies war ihren Eltern auch relativ egal. Mit der Zeit wurde Gundula immer dünner, doch irgendwann reichte es ihr. Im Alter von 12 Jahren kam Gundula auf die Idee, sich eine weitere Zahnreihe in den Mund zu kleben, damit sie schneller essen konnte. Sie ging also zum nächsten Metallschmied und liess sich einen Abdruck ihrer Zähne nachgiessen. Diesen band sie sich jedes Mal vor dem Essen in ihren Mund. Tatsächlich wirkte es auch: Gundula wurde endlich etwas dicker.

Mit der Zeit wurde ihre Idee patentiert, allerdings wurde sie nicht nur von den kleinen Dünnen aus den Familien verwendet, sondern von allen. Die Redewendung „einen Zahn zulegen“ kommt also davon, dass die Leute im Mittelalter schneller essen wollten und sich somit eine zweite Zahnreihe beschafften. Deshalb heisst es heute „einen Zahn zulegen“, wenn man etwas schneller macht und das Tempo steigert.

C. Ries, P1a


Jemandem etwas in die Schuhe schieben

Die Redewendung „jemandem etwas in die Schuhe schieben“ bedeutet so viel wie: Jemandem die Schuld für etwas geben, das die Person nicht getan hat.

Das bringt uns auch schon zum Ursprung im Jahre 1869 im dunklen London. Damals gab es einen berühmtberüchtigten Serienmörder namens Jack the Ripper, der nur Frauen umbrachte. Neben dem Ermorden von Frauen beraubte er auch seine reicheren Opfer. Eines dieser wohlhabenden Opfer war Margareth Greensdale, die Frau von Albert Greensdale. Albert Greensdale war nicht nur der Chef von verschiedenen englischen Zeitungen, sondern wurde 1865 auch zum „Sir“ geschlagen, und zwar von der Königin höchstselbst. Der schreckliche Mord an seiner Frau ging nicht spurlos an ihm vorbei, er liebte sich sehr. In der schrecklichen Nacht vom 18. Juni 1869 mordete sich Jack the Ripper durch das feuchte London und stahl etwas von den Greensdales: Einen Rubin, der seinen Ursprung im kolonialisierten Indien hatte. 1867 war Greensdale bereits nach Indien gereist, genauer gesagt nach Bombay, um einer archäologischen Ausgrabung des indischen Königs von 1689 beizuwohnen, die er in Auftrag gegeben hatte. In dem ganzen Schmutz und Staub der Grabstätte stiessen die Archäologen auf einen blutroten Rubin, der durch den braunen Dreck schien.

Zurück ins Jahr 1869. Die Polizei suchte nach dem gestohlenen Rubin nicht nur im Anwesen des zum Ritter geschlagenen Greensdale, sondern in allen Läden und Häusern neben dem fast schon schlossartigen Gelände. Dabei stiess ein besonders fauler, korrupter Polizist auf ein Schuhgeschäft. Der Polizist namens Parker hatte an diesem Tag nicht wirklich Motivation, wie an jedem anderen Tag in seiner Karriere, die so langsam ausklang. Deshalb kam ihm dieser Fall gerade recht, denn er fand den Rubin in einer der Mülltonnen vor dem Geschäft. Parker dachte sich aber, dass nur der Stein ihm nicht so viel Rentenzuschlag besorgen konnte, der Fang eines der meistgesuchten Frauenmörder in England allerdings schon. Seine dreckigen Stiefel traten über die Schwelle des Schuhgeschäfts, er sagte, warum er hier war und durchsuchte den Laden. „Aha!“, rief er, über einen der glänzendsten Schuhe gebückt. Er hielt den strahlenden Rubin fest in seinen rattenähnlichen Fingern.

Der arme Schuhverkäufer wurde vom Londoner Gericht zur Todesstrafe verurteilt aufgrund der 30 Morde, die er begangen haben soll. Parker bekam einen enormen Rentenzuschlag. 1875 wurden fünf weitere Frauen und Prostituierte ermordet. Jack the Ripper unterschrieb bei jedem Tatort. Der in Rente gegangene Parker war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Bis heute ist nicht geklärt, wer Jack the Ripper war oder warum er die vielen Morde begangen hatte, aber eines ist sicher, der Schuhverkäufer war es nicht.

E. Hügli, P1m